Samstag, September 12, 2009

Blau-Schwarze treffen Blau-Schwarze

Vereint in den Farben zu sein bedeutet keineswegs Brüderlichkeit, was vor allem auf das Südwestderby SV Waldhof Mannheim gegen den 1. FC Saarbrücken zutrifft. Nach den Vorkommnissen beim vergangenen Heimspiel des SVW gegen den 1. FC Kaiserslautern II trat der historische, sowie der sportliche Wert der Begegnung in den Hintergrund, eine mediale Panikmache und befürchtete, erneute Ausschreitungen dominieren das Tagesgeschehen. Wir wollen die Aspekte beleuchten, die andernfalls in Vergessenheit geraten.

Trotz der Rivalität beider Anhängerschaften, die mitunter von einzelnen Fanclubs durchbrochen wurde (wie etwa den Katastrophentouristen, in denen sich Anhänger beider Vereine zusammengefunden haben), gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten, die weit über die identischen Vereinsfarben hinausgehen.
Eng verbunden ist die Vergangenheit des SV Waldhof Mannheim mit dem Namen Klaus Schlappner. Der Trainer mit dem Pepitahut übernahm den Verein 1980, führte ihn nach drei Spielzeiten in die Bundesliga. 1987 verließ Schlappner den Verein, um im Oktober 1988 in Saarbrücken anzuheuern. Dort blieb der Erfolgstrainer der Mannheimer zweimal erfolglos im Unternehmen Aufstieg und scheiterte in der Relegation. Im April 1991 hatte dann auch der "Schlappi"-Zauber im Ludwigspark ausgedient, obgleich er eine für heutige FCS-Verhältnisse recht lange Amtszeit aufweist.
Mit langen Amtszeiten konnte Eugen Hach nur in der Theorie aufwarten. Beim FCS im Frühjahr 2004 nach zwei Niederlagen in den wichtigen Auswärtsspielen in Siegen und Augsburg unter heftiger interner wie externer Kritik stehend kündigte Hach an, noch "mindestens vier Jahre" in Saarbrücken zu bleiben. Keinen Tag später beurlaubte man ihn und holte Horst Ehrmantraut zurück.
Die nächste Station Hachs wurde der SV Waldhof Mannheim, wo er den mittlerweile abgestürzten Ex-Bundesligisten mit einem "Drei-Jahres-Plan" wieder in die Höhen des Profifußballs hieven wollte. Im November 2004 unterschrieb er schon in Oberhausen, nach weniger als fünf Monaten Amtszeit.

In Höhen und Tiefen der gemeinsamen Namen in der Vereinshistorie, aber auch in der Leidensfähigkeit sind Waldhöfer wie Molschder vereint. Der FCS blickt auf fünf Jahre Bundesliga, der SV Waldhof auf derer sieben zurück. Der Absturz von Mannheim erfolgte nach dem Lizenzentzug ohne Durchgangsstation Regionalliga und die Folgen sind noch heute zu spüren, Fusionsbestrebungen mit dem VfR Mannheim oder der TSG Hoffenheim als Alternative zum finanziellen Aus wurden aus Fansicht als Wahl zwischen Pest und Cholera betrachtet. Der Hauptunterschied zu ähnlichen Entwicklungen beim 1. FC Saarbrücken liegt in der Realisierung, der man in Mannheim immer ein Stück näher kam. Wo man in Saarbrücken jahrelang über Sinn und Unsinn eines Stadionneubaus diskutiert, hat man in Mannheim schon lange das bundesligataugliche, aber teure Carl-Benz-Stadion stehen.

Sportlich läuft es in Mannheim den Umständen entsprechend. Vor der Saison hat man viele ältere Spieler wie Christof Babatz oder Ermin Melunovic ziehen lassen, ebenso den Ex-FCSler Echendu Adiele. Gekommen sind hierfür vor allem unbekannte, junge Spieler wie Niklas Ginter, der schon zum Stammpersonal gehört. So konnte man den Kader verjüngen und Kosten einsparen. Für FCS-Fans bleibt so Marco Laping der bekannteste Mannheimer.
Mit diesem überwiegend neuen Personal konnte man in dieser Saison erst einen Heimsieg einfahren, was für die heimischen Anhänger recht enttäuschend sein dürfte, belegte man in der letzten Saison Platz vier der Regionalliga Süd. Auf Kosten des sportlichen Erfolgs betreibt man in Mannheim Existenzsicherung.

Der FCS wird in Mannheim an das Heimspiel gegen M'Gladbach II anknüpfen müssen, will man auch in der Ferne punkten. Gegen die jungen Fohlen stand die Abwehr solide, der Erfolg kam letztlich aufgrund von Beharrlichkeit und einem Quentchen Glück zustande. Auswärts kann der FCS derzeit nur gewinnen, wenn die Abwehrleistung stimmt oder die gegnerischen Angreifer versagen, wie es in Essen geschah. Die eigenen Angreifer machen derzeit noch zu wenig aus ihren Gelegenheiten, um auch auswärts ein Spiel bestimmen zu wollen.

Vielleicht erleben wir aber auch einen ganz kuriosen Spielverlauf, wie beim aus Saarbrücker Sicht legendären 3:2-Sieg im Jahre 2001. Zu wünschen wäre es den Mitreisenden, da so wieder der Fußball die Panikmache in den Medien ablösen würde.

Links zum Spiel:

- Vorbericht SR-online.de
- SV Waldhof im Fokus der Polizei (morgenweb.de)

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