Sonntag, April 12, 2009

Graue Ostereier

Ein österlicher Ausflug nach Neunkirchen klingt zunächst vielversprechend. Viel sollte am Ende aber nicht drin sein.

Aufregung vor dem Ellenfeld, Biertische bieten schon lange vor Spielbeginn einigen Saarbrückern einen Platz zum Ausruhen, auch wenn die Musikanlage aus dem Hintergrund die 80er Jahre wiederaufleben lässt. Je näher das Stadion rückt, umso größer der Lärm- und gleichzeitige Nervfaktor. Ein Christdemokrat will mich mit Gummibärchen anlocken. Daraus wird jedoch nichts, weder wähle ich den Neunkircher Oberbürgermeister, noch lässt sich die elterliche Weisung ignorieren, von Fremden keine Süßigkeiten anzunehmen. Auf der Gegenseite versuchen die Sozialdemokraten mit ähnlichen Zielen FCS-Anhänger von ihrem Kandidaten zu überzeugen, was schon aufgrund der Farbgebung und den vielen, vielen Papptröten ein schwieriges Unterfangen wird. Diese pflastern den Weg zum Gästeblock, das nervraubende Geräusch, das eben dann entsteht, wenn Kinderatem durch Plastik gepresst wird, begleitet mich.

Nach dem Antreffen einiger Bekannter Gesichter gehe ich hinter den Gästeblock. Der urbane Charme Neunkirchens wird augenblicklich vom altbekannten Sandfeld und der Wiese, auf der später einige Menschen picknicken werden, verdrängt. Die Eingangskontrolle geht nicht über das Überprüfen der Eingangsberechtigung hinaus. Endlich habe ich den Gästeblock betreten, welcher, in mir ersterben keine falschen Hoffnungen, natürlich keine Ostereier auf findige FCS-Fans warten. Hier hat eher ein BILD-Reporter geschlafen.

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Ich schaue das Spiel an, singe mit, bin nicht wirklich darüber erstaunt, dass weniger Zuschauer gekommen sind, als es 2007 der Fall war. Die Euphorie der FCS-Hasser den Verein einmal viertklassig zu sehen ist geschwunden, die Lethargie der FCS-Fans gewinnt die Überhand, schließlich ist man längst aufgestiegen. Sagt meistens mein Internet.
Nach dem Spiel wird Neunkirchens Trainer Günter Erhardt sagen, dass es bei diesem Duell "90 Minuten spannend" war. Dieses Fazit kann nur dem Ergebnis geschuldet sein, der FCS agiert bemüht, aber mit Mühe und Neunkirchen sucht scheinbar noch die Ostereier aus der BILD-Zeitung. Wenig Aktionen auf der Heimseite, ein Weißmann-Kopfball, ein Mozain-Schuss, ein Hajdarovic-Kunststück für die Galerie und die ein oder andere verirrte Borussia-Chance bilden den Arbeitsnachweis der 22 Akteure in der ersten Halbzeit. Wenigstens machen Wollscheid und Zeitz, die Innenverteidiger aus Not, ihre Sache souverän.

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In der zweiten Halbzeit bilden diese Aktionen das rückläufige Element des Spiels. In den Vordergrund rückt zunehmend die kleinen, überdosierten Spielunterbrechungen. Mal fällt ein Neunkirchen-Spieler auf den Boden und steht für zwei bis drei Minuten nicht mehr auf, mal zieht ein FCS-Recke seinen Gegenspieler leicht an den schwarzen Hemden. Der Frustration erlegen stagniert auch der Gästeblock leicht, ich merke nach einigen Minuten ohne Gesang überhaupt erst, dass man ja gerade wichtige Spielminuten mit Gelegenheit zur akustischen Unterstützung des eigenen Vereins sinnlos vergeudet hat. Andererseits sind die Bewegungen auf dem Platz geradezu hypnotisch, das Ansetzen der Pfeife zum Mund, der über den Rasen hüpfende Ball und Nazif Hajdarovic, der gerade einen langen Pass nicht ertraben konnte.
Erst in den letzten fünf Minuten kommt wieder etwas Schwung in die Atmosphäre und ein abgewehrter Schuss von Marcel Schug erweckt noch einmal kurz den Eindruck, man sei nur knapp und unverdient am Sieg vorbeigeschrammt.

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Der FCS gewinnt ausnahmsweise mal kein Spiel gegen eine Mannschaft der oberen Tabellenregion, unter diplomatischen Gesichtspunkten sollte man wohl davon sprechen, dass Dieter Ferner die Kraftreserven vor dem wichtigen Pokalspiel am Dienstag schonen wollte. Dem schließe ich mich einmal ganz unbürokratisch an, schließlich besitzt man noch einen ordentlichen Vorsprung in der Tabelle, den nur ein Trainer des Kalibers Michael Henke noch verspielen könnte. Ein wenig Leid tun sie mir allerdings schon, die Leute, die vor allem wegen der 2.500 Ostereier im Gästeblock angereist sind. Sie wurden doppelt enttäuscht.

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