Sonntag, November 30, 2008

Nicht mehr, nicht weniger: Arbeitssieg

Was waren die letzten Wochen nicht von blau-schwarzer Spielfreude geprägt? 8:1 gegen Pirmasens, 2:0 gegen Homburg und nie wurde es langweilig oder gar monoton, von der andauernden FCS-Dominanz in der Oberliga Südwest einmal abgesehen (und die dürfte man wohl eher nicht als langweilig empfinden). Zu solchen Spielzeiten gehören aber auch mitunter Nachmittage, an denen das Gekicke eher durchschnittlich ausfällt, das Ergebnis aber am Ende doch noch stimmt. Einen solchen Arbeitssieg durfte man gegen Mechtersheim mitansehen.

Mechtersheim08 008

Dass diesmal einiges auf dem Platze wohl anders laufen würde, entnahm man bereits der Anfangsformation des FCS, in der mehr oder weniger überraschend die Namen Seel, Stelletta und Schug auftauchten. Die Verletzungen von Marina und Weißmann sollten sich allerdings auch später auf dem Platz bemerkbar machen. Bereit erklärt zum Beiwohnen dieses Spiels hatten sich dann allerdings auch nur 2.900 Menschen, was einerseits wohl aufgrund der Kälte zu erklären war, andererseits in Anbetracht der sportlichen Visitenkarte des FCS weniger nachzuvollziehen ist.

Was man dann in den ersten zehn Minuten erlebte, fröstelte einen dann analog zu den winterlichen Temperaturen: Mechtersheim spielte frech in Richtung des Kastens von Fabian Seel, der in Sachen Herauslaufen und Strafraumbeherrschung nicht die Sicherheit und Ruhe eines Marinas besaß. Dafür gab es auf der Gegenseite das erste Ausrufezeichen als Nazif Hajdarovic einen Kopfball so genau an die Unterkante der Latte setzte, dass der Ball auf die Linie sprang. Dass er nicht noch den Weg hinter eben jene fand, lag an einem Mechtersheimer Abwehrspieler.
Nach 13 Minuten gab es dann aber ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk von Torhüter Konstantin Stengel an den FCS: eine harmlose Kreuzung aus schwachem Schuss und verunglückter Hereingabe ließ der TuS-Torwart durch die eigenen Beine ins Netz rollen: 1:0!
Danach gab es nur zwei kurze Aufreger für den FCS, einer auf dem Platz, einer auf den Rängen. Zunächst versuchte Mechtersheim eine schnelle Antwort auf den Rückstand zu finden, traf aber nur die Latte des FCS-Gehäuses. Als das Geschehen auf dem eisigen Rasen dann scheinbar nicht mehr viel zu bieten hatte, präsentierte im D-Block ein Zuschauer die Reichskriegsflagge. Hätte derjenige vor ein paar Wochen aufgepasst, was bei Bochum gegen Bremen geschah, hätte er sich diese dumme Aktion sparen können. Einige Fans nahmen dem Fahnenträger seinen Fetzen ab und stimmten "Nazis raus"-Rufe an, welche in mehreren Blöcken übernommen wurden. Kurz darauf war der Spuk vorbei und alles beruhigte sich wieder.
Auf dem Spielfeld tat sich derweil nicht viel, denn die Kreativität fehlte beim FCS merklich. Immer wieder wollte man über die Flügel kommen, versuchte es dann mit offensichtlichen Steilpässen, die ein ums andere Mal abgefangen wurden. So entwickelte sich ein eher mäßiges Spiel, in dessen Verlauf der FCS noch dreimal gefährlich vor das gegnerische Tor kam. Zweimal verkürzte TuS-Keeper Stengel den Winkel entscheidend und machte so seinen Fehler beim 1:0 wieder wett. Bei der dritten Abwehraktion fand der Ball jedoch seinen Weg zu Michael Petry, der genau weiß, wie man mit solchen Situationen umzugehen hat und kurz vor der Pause auf 2:0 erhöhte.

Mechtersheim08 001

Nach dem Seitenwechsel schien der FCS noch nicht wieder aufgetaut, da klingelte es zum zweiten Mal in der laufenden Saison im eigenen Netz: Steffen Zoller konnte alleine auf Fabian Seel zugehen und versenkte den Ball mithilfe des Innenpfostens. Den Marina-Vertreter traf hierbei keinerlei Schuld, überzeugend sollte sein Spiel allerdings auch in Halbzeit 2 nicht werden. Immer wenn seine Vorderleute ihn wie Marina ins Spiel mit einbezogen gerieten diese Situationen aus dem Ruder und Gefahr drohte für den 1. FC Saarbrücken.
In der Phase, inder Mechtersheim den Druck merklich erhöhte und dem Ausgleich näher war als die Blau-Schwarzen der Entscheidung, brachte Dieter Ferner mit Otto und Müller zwei defensive Akteure ins Spiel, was eine weise Entscheidung war, da sich nun das Spiel wieder stabilisierte. Zuvor spazierten die Gäste unbehelligt über die Flügel auf das Tor von Fabian Seel zu, konnten allerdings auch keine Kreativität in ihre Angriffe einfließen lassen.
Eine Viertelstunde vor Spielende sollte dann doch überfällige Entscheidung zugunsten des FCS, der die Bemühungen der ersten Halbzeit wiederherstellte, fallen. Nachdem eine vieler kläglich gescheiterter Flanken zunächst abgewehrt wurde, passte Manuel Zeitz hellwach auf, nahm den Ball direkt und erzielte das Tor zum 3:1-Endstand.

Gegen Mechtersheim lieferte der FCS sicherlich kein Glanzstück ab, allerdings war dies auch unter diesen Voraussetzungen unfreiwilliger Pause, diverser Verletzungen und zuletzt auch noch aufgrund des Wetters nicht wirklich anders zu erwarten. Doch das spielt alles keine Rolle, sieht man diesen Sieg nur als eine weitere Station von 34 Spielen auf dem Weg zum Aufstieg, der mit dem Nimbus des ungeschlagenen Spitzenreiters auch nicht einfacher zu bewältigen ist. Solange der FCS weiter in diese eine Richtung arbeitet, werden wir auch wieder viele Tage haben, an denen das Zuschauen mehr Freude bereitet. Immerhin stimmte auch diesmal das Ergebnis.

Donnerstag, November 27, 2008

Was es wert sein wird

Es ist ein wenig ruhig um den FCS geworden, vielleicht ein klein wenig zu ruhig um den unangefochtenen Tabellenführer der Oberliga Südwest. Dabei könnte die Lage wohl nicht besser sein als zum jetzigen Moment: zwölf Siege, drei Unentschieden, keine Niederlage und jeweils 39 Punkte/Tore im Plus. Wenn man das letzte offizielle Spiel der Hinrunde gegen Mechtersheim bestreitet (die Rückrunde beginnt offiziell noch im Dezember 2008 mit dem Spiel in Elversberg), bleibt eigentlich nur eine Frage: was werden diese Zahlen wert sein?

Nach dem siegreichen Derby gegen Homburg und einem fast unbeachtet gebliebenen Testspiel beim Zweitligisten Mainz 05 (2:3-Niederlage) muss der FCS also wieder zum normalen, unspektakulären Ligaalltag zurück und bekommt es gleich mit der Mannschaft zu tun, die vom zweiten bis zum neunten Spieltag die Tabellenspitze warmhalten durfte, bis die Blau-Schwarzen die Führung übernahmen. Der Umstand, dass Mechtersheim nur noch auf Platz 4 rangiert, dürfte mit einer akuten Auswärtsschwäche der Pfälzer zu erklären sein: der letzte Auswärtserfolg ist auf den vierten Spieltag datiert, man gewann mit 2:1 in Idar-Oberstein.
Mechtersheim selbst hätte man dabei vor der Saison nicht unbedingt als stärkste Mannschaft hinter dem FCS, den Homburgern und "die Klub" aus Pirmasens eingestuft. Geprägt ist der TuS dabei von einer hohen Konstanz, was das Mannschaftsgefüge angeht und sich auch in den Transfers zeigt, bei denen selten in den vergangenen Jahren ausgemusterte Oberligarecken der umliegenden Vereine herhalten mussten, sondern eher junge Spieler eine Chance erhielten.

Beim FCS haben sich in dieser Saison die jungen Spieler wie Zeitz oder Wollscheid mehr als einmal bewiesen. Dass auch dieses Wochenende Dieter Ferner wieder auf die Jungen zurückgreifen könnte, liegt an den beiden Ausfällen von Außenspieler Lukas Kohler und Routinier Nico Weißmann. Die Außenpositionen waren in dieser Saison noch nicht die große Stärke des FCS und eine erneute Umstellung der Abwehrkette trägt sicher nicht dazu bei, zu größerer Konstanz zu finden. Besonders schwer klafft die Lücke in Mittelfeld, die nun Marcel Schug oder Pascal Stelletta füllen könnten.

Ein Platz, auf dem es bis heute fraglich erschien, ob an diesem Wochenende dort Fußball gespielt werden würde, Zuschauer, deren Erwartungen in den letzten Wochen bis zum Siedepunkt gestiegen sind und eine Mannschaft, die schon bald die Hälfte einer bisher erfolgreichen Saison hinter sich haben wird. Was es wert sein wird, wissen wir erstmal am Samstag gegen 16:15 Uhr. Und am Saisonende.

Links:

- Vorbericht FCS-HP
- Tus Mechtersheim (offizielle Homepage)

Montag, November 24, 2008

FCS-Zitat der Woche (16)

Das FCS-Zitat der Woche nimmt an Fahrt auf, findet es doch endlich mal wieder innerhalb von 13 Tagen zweimal in das FCSBlog hinein. Stand bei der letzten Folge eine Erkenntnis, die uns einen Stück näher an die absolute FCS-Weisheit brachte, auf dem Programm, muss diesmal jeder für sich selbst die Antwort auf die Frage finden, ob man nach der Aussage Horst Hinschbergers nun ein Stück schlauer oder mindestens genauso unwissend wie zuvor ist.
In einem per Mitglieder-SMS angepriesenen Interview von Karl-Heinz Roland mit dem Präsidenten des Vereins kam indirekt auch die Frage auf, was denn nun aus dem Funktionsgebäude geworden sei, welches auf dem Gelände des FC-Sportfelds entstehen sollte.
Die Antwort fiel folgendermaßen aus:

"Wir sind schon recht weit bei der Planung eines Funktionsgebäudes am Sportfeld und auch die Umkleideanlagen der Jugend sind bereits renoviert. Über die Umsetzung weiterer Maßnahmen können wir erst dann entscheiden, wenn klar ist, wie es mit dem Stadion in Saarbrücken weitergeht."
- Horst Hinschberger


Eines muss man Horst Hinschberger lassen: er schafft es mit der Antwort einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand der Dinge zu bringen, ohne direkt auszusprechen, dass man warscheinlich noch lange auf "die Umsetzung weiterer Maßnahmen" warten kann oder auch nicht. Dass die Planungen in diesem Falle "schon recht weit" sind, stimmt positiv, bis man zur Wendung kommt, dass erst dann mit weiteren Maßnahmen (könnte damit zufällig der Baubeginn gemeint sein?) zu rechnen ist, wenn die Stadionfrage geklärt ist.

Dass ein Neu- oder gar Umbau des Ludwigsparks wie ein UFO über Malstatt schwebt, dürfte die Aussicht doch ein wenig trüben, tatsächlich wird es wohl in Anbetracht der Liga wie folgt mit dem Stadion gehen: im Ludwigspark, der nach Kriegsende aus Schutt und Asche wieder neu erbaut wurde und später die heutige Gegentribüne verpasst bekam. Bis zur Änderung dieser Tatsachen, die noch weit entfernt ist, bleiben FC-Sportfeld und Geschäftsstelle.

Ansonsten hilft nur Warten auf's Christkind.

Samstag, November 22, 2008

Wenn die Spiele ausfallen...

Es herrscht Winter im Saarland, die Menschen tragen wieder Mäntel oder tragen sie immernoch, je nachdem wie der modische Geschmack aussieht. Viele Menschen haben einen Schal um ihren Hals gebunden, manche sogar einen Fußballschal und bei einigen von ihnen ist es sogar ein FCS-Schal, der dann nicht mehr unbedingt den Hals wärmen soll, sondern einfach nur gut aussieht. Oder er kennzeichnet einen halt als FCS-Fan, was bei der Tabellenführung in der Oberliga vielleicht auch angebracht ist. Zumindest geht man heute nicht mit einem Schal zum Fußball, weil es keinen Fußball gibt.

Spielabsagen sind der graue Vorbote der endlos scheinenden Tristesse der Winterpause in Deutschland. Eine Zeit zum Vergessen, da Testspiele bei fröstelnden Temperaturen und Hallenturniere, die nur ansatzweise dem Fußball gerecht werden, den man kennt und schätzt. Man empfindet diese Zeit weder als Last, noch als Befreiung oder Verschnaufpause. Man sitzt da, plant und ergreift Maßnahmen, um sich in der Zwischenzeit bloß mit anderen Dingen als dem FCS zu beschäftigen und merkt, dass man am Ende doch an diesen Verein denkt, selbst wenn Winterpause oder Spielausfall herrscht. Und am Ende hat man dann damit die Zeit aufgebraucht, ungewohnt diesselben Dinge wie immer getan und fragt sich wieso schon wieder ein neuer Kalender gebraucht wird, der alte war ja noch frisch.

Irgendwann mittendrin wird einem dann auch der Sinn des Ganzen klar: man hat schon längst den Sinn für Realität verloren oder man ist längst Teil des FCS-Systems geworden (wobei manchmal das eine doch näher bei dem anderen liegt, als man denkt). Es ist Routine, wenn man den Saarbrücker Hauptbahnhof in Richtung Ludwigsberg verlässt, es ist ein Automatismus, seinen gewohnten Block anzuvisieren und in diesem dann seine gewohnten Gänge zu erledigen. Genauso verhält es sich mit Auswärtsfahrten, wobei hier die Individualität des Menschen wieder bewiesen wird, da die einen Wochen vor einem Spiel die Reise bis ins kleinste Detail planen, während andere in letzter Minute mal eben ins Auto hüpfen. Was zählt, ist das Ergebnis.

Was nun aber, wenn es mal das ergebnislose Wochenende gibt, wo schlimmstenfalls wieder ein Nachholspiel unter der Woche droht, dass man womöglich aufgrund schulischer/beruflicher Verpflichtungen verpasst? Oder was, wenn in der Winterpause wochenlang nur gedruckte Ergebnisse aus England im "Kicker" stehen, das saarländische Hallenmasters einziger Zeitvertreib bleibt, wo der FCS sowieso selten bis nie anzutreffen ist?
Dann wird man höchstens um die eine lapidare Erkenntnis schlauer, nämlich das Fußball mehr als der Fußball an sich ist. Denn der Fußball selbst ist zwar greifbar, auf dem Platz, aber allein unsere Automatismen, die Leute, mit denen wir die 90 Minuten auf den Rängen verbringen oder mit denen wir nach dem Spiel noch einmal 90 Minuten in der Kneipe diskutieren, gehen schon über diesen Sport hinaus. Was uns am Sport fehlt, ist höchstens die Ästhetik, was gerade in schlechten FCS-Jahren eine geradezu verlogene und peinliche Ausrede ist, den Fußball zu vermissen. Aber wenn wir sagen, dass wir den Fußball vermissen, so meinen wir das Drumherum, die Atmosphäre, die Leute, die Meute, je nachdem wie man es nennen will. Das ist es, was uns auch an spielfreien Wochenenden den Fußball nicht vergessen lässt.

Und genau deshalb (und nur marginal aufgrund der Kälte) vergessen wir im Winter auch nie unseren FCS-Schal.

Donnerstag, November 20, 2008

Was Carsten denkt (20)

Hallo FCSBlogleserinnen und -leser,

zum zwanzigsten Mal berede ich hier nun all das, was mir spontan einfällt und unter dem "Gedanken"-Label verwurstet wird, aber eigentlich will ich ja nur von diesem Monat erzählen. Der war ja recht bewegt.

Alles fing vor einigen Monaten mit unserer Idee für ein Fanzine an, dass da letztlich auf den Namen "Leuchtturm" getauft wurde und am 31. Oktober 2008 seinen Weg vor die Tore des Ludwigsparks fand. Ich stand damals mit knapp 30 Heften vor den Toren der Gegengerade, der Verkauf lief relativ mager und dann kamen die Anrufe: die Saarbrücker Zeitung wird sich gleich melden, die Saarbrücker Zeitung meldet sich und sendet einen Fotografen und schließlich die telefonische Nachricht, dass unser Heft am A-Block ausverkauft sei und der D-Block nur noch wenige Exemplare hätte. In diesem Moment bekam ich dieses Gefühl, was mir lange fremd war, dieser Stolz, nicht nur selbstverwirklichend gehandelt zu haben, sondern etwas bewegt zu haben, einen Erfolg zu feiern, den ich nie für möglich gehalten hätte. Dass der FCS dann noch 8:1 über Pirmasens triumphierte, war Spiegelbild meiner Laune.

Natürlich war die ganze Arbeit zum Heft kein Leichtes und die Erscheinung hat zwar erst einmal überwiegend positive Rückmeldungen gebracht, aber jetzt wird es erst interessant: beim zweiten Heft haben die Leser schon eine gewisse Erwartungshaltung und wir müssen das Niveau von Heft Nr. 1 halten, verbessern und am Ende das Ganze noch unter die Leute bringen.
Keine einfache Aufgabe, wie schon einmal erwähnt.
Um erst einmal noch eine allgemeine Bewertung vom ersten Heft seitens der Leser zu bekommen (und zu erfahren, wer alles mitliest, ohne das erste Heft ergattert zu haben), gibt es seit heute eine kleine Umfrage im Leuchtturm-Blog.

Lebach 082

Der Monat war natürlich nicht nur deshalb bewegend: ganz klar, Homburg verputzt und die alleinige Herrschaft über die Oberliga Südwest gefestigt und mal nicht gegen einen Verbandsligisten im Saarlandpokal ausgeschieden. Im Moment sieht alles nach einer sehr guten Zeit aus. Um damit irgendwie einen Bogen zu einem Blogartikel eines anderen, lesenswerten Blogs zu spannen sage ich einfach mal folgenden Satz (jetzt kommt der unkreativste Part dieses Jubiläumseintrages):
das waren noch Zeiten!

Die Kollegen von der Mauertaktik haben sich unserer Vereinshymmne angenommen und eine kleine Besprechung dazu abgeliefert und auch noch kurz auf meine Mettlach-Rückschau (also auf mein Blog) verwiesen, was sehr freundlich war. Allerdings musste ich mich einmal kurz einhaken, wurde doch der geniale Mitkomponist Dieter Thomas Heck nicht seiner Verdienste um das Vereinslied (und der ZDF-Hitparade) erwähnt. Diese kleine Nachlässigkeit trübt jedoch nicht das gelungene, satirische Portrait.

Zuletzt gibt es hier noch ein kleiner Blick auf einen Vorfall, den ich persönlich interessiert verfolgt habe und der einmal wieder die Gretchenfrage in Punkto Sportjournalismus gestellt hat: wie hält man es mit der Meinungsfreiheit. Einige werden an dieser Stelle wohl wissen, dass ich über den Fall DFB contra Jens Weinreich rede, allen anderen sei der Besuch des Weinreich-Blogs angeraten. Für den besseren Überblick hat der Journalist einen Webweiser eingerichtet. Eine Pflichtlektüre für jeden, der die Meinungsbildung in den Medien kritisch hinterfragt.

Das war es für den Moment, ich melde mich unter diesem Label demnächst zum 21. Mal wieder. Bis zeigt der Kalender wohl schon Dezember und vielleicht gibt es dann ja eine kleine Überraschung zu bestaunen, dafür ist die Weihnachtszeit ja hinlänglich bekannt.

In diesem Sinne

Carsten

Montag, November 17, 2008

Das Revier markiert

Über ein solches kann man im Vorfeld viel diskutieren: es steht alles auf dem Spiel, zwei Vereine, ein Bundesland, Hass, ein Aufstiegsplatz und Hundertschaften an Polizisten aufgrund befürchteter Randele. Und am Ende bleibt ein Spiel, was meist unter den Erwartungen bleibt. Doch diesmal lässt sich zumindest eines vermuten: hier hat man eine Mannschaft gesehen, die vielleicht schon den Grundstein für die Regionalliga gelegt hat.

Choreo HOM

Im Blickpunkt der Partie standen zunächst nicht die Akteure auf dem Spielfeld, sondern die knapp 9.400 Menschen auf den Rängen: im E-Block entschloss man sich zu einer aufwendigen Choreographie mit wechselnden Fahnen in den FCS-typischen Tönen blau, schwarz und gelb, im D-Block zeigte man eine ansehnliche Überziehfahne und bei den 500 Gästen aus Homburg stand weißer Rauch hoch im Kurs (was ein wenig an die Gastspiele von Eintracht Trier erinnerte).
Auf den Rängen ging dann das Geschehen weiter als bereits der Anstoß erfolgt war: aus dem D-Block fand ein Feuerzeug seinen Weg auf den Rasen, knapp neben einen Homburger, der dort zum Einwurf schreitete. Eine zu erwartende, wenngleich absolut unnötige Aktion, die schon früh das lang erwartete Spiel zu einem spektakulär unspektakulären Ende hätte führen können. Danach wurde endlich Fußball gespielt.

Der FCH startete wie erwartet stark und konzentriert und ließ dabei schon früh erahnen, dass es hier keinen Sturmlauf wie gegen Pirmasens geben würde. Homburg durchbrach zwar nie die Abwehr, die nicht immer souverän aussah, hatte aber hohe Anteile am Ballbesitz und setzte taktisch geschickte Fouls ein. Die besseren Chancen hingegen erarbeitete sich der FCS, dies gelang aber nur sehr mühsam. Nazif Hajdarovic hatte nach einem abgelenkten Schuss von Mozain noch die beste Gelegenheit, setzte den Ball aber über das Tor. Später kam Nico Weißmann im Strafraum der Gäste ins Straucheln und fiel, was wohl nicht zuletzt an Thorsten Hodel, dem Schlussmann der Homburger, lag. Dessen Temperament, sowie diverse Aussetzer, machten sich auch diesmal bemerkbar, der Pfiff blieb jedoch aus. Zumindest auf dem Rasen blieb die erste Halbzeit nicht das erwartete Spitzenspiel, sondern eher eine ausgeglichene Begegnung, in der zwei Mannschaften den individuellen Fehler vermeiden wollten.

Nach dem Seitenwechsel bleiben für beide Kontrahenten nur noch 45 Minuten, um zu demonstrieren, wer in der Oberliga Südwest den Ton angibt. Und wie schon oft im Ludwigspark beobachtet setzte nun die Drangphase des FCS ein, während der gegnerische Widerstand langsam, aber sicher geringer wurde. Der FCS drängte nun, der Ludwigspark wurde ungeduldig und in der 56. Minute nahm das Schicksal seinen Lauf: Nazif Hajdarovic setzte sich auf der linken Seite nach einem Fehler der Gäste durch, flankte in die Mitte und bevor der Ball im Netz einschlug bebte schon das gesamte Stadion (mit Ausnahme eines versteinerten C-Blocks) - 1:0!

Tor

Michael Petry (nur echt mit Ypsilon) hatte den Ball mit einer wunderbaren Direktabnahme reingedroschen und ca. 9000 Saarbrücker erlöst: endlich die 8-Punkte-Führung, endlich der Derbysieg in greifbarer Nähe, endlich wieder ein Triumph über die direkte Konkurrenz. Aber noch war über eine halbe Stunde zu spielen.
Die Gäste aus dem Ostsaarland versuchten nun noch einmal alles, fanden aber ihren Meister in Schlussmann Enver Marina. Die Stimmung wurde nun immer aufgeheizter, was sich in vielen kleineren Fouls widerspiegelte. Unrühmlich fiel dabei wieder Thorsten Hodel auf, der nach einem Rempler gegen Michael Petry die Gelbe Karte sah und sich danach der besonderen Wertschätzung des Publikums in Form von Pfiffen und diversen Beschimpfungen erfreute. Der FCS ließ sich nicht einschüchtern, setzte alles auf einen klaren Sieg und wurde belohnt: in der 80. Minute durfte Sammer Mozain sich mit seinem Kopfball in den Derby-Analen verewigen - 2:0!
Während nun der Ludwigspark eine Stimmung wie selten in den letzten zwei Jahren entfachte, machte nur noch ein Homburger auf sich aufmerksam, dem trotz sichtlicher Gleichgewichtsstörungen der Sprung über den Zaun gelang. Ein absolut unnötiger Aufreger, der für den Gästeanhang zur Lachnummer geriet, aber durch ein übereifriges und überstürztes Handeln von Ordnern und Polizei fast zur Eskalation geführt hätte.

Spitzenreiter

Am Ende bleibt ein Sieg in allen Belangen, von dem man noch lange reden darf, schließlich hat der FCS das Revier nun vorerst für sich markiert. Schöner kann Oberliga in Saarbrücken ohnehin nicht werden, also wird es langsam Zeit, sich aus dieser Liga zu verabschieden. Das geht allerdings nur dann, wenn man alle anderen Gegner genauso ernst nimmt wie Homburg. Das dürfte die größte noch anstehende Aufgabe für den FCS werden, denn am vergangenen Samstag hat man alles richtig gemacht.

Danke an Manne für die Bereitstellung der Fotos!

Samstag, November 15, 2008

Donnerstag, November 13, 2008

Gespielt wird auch noch, am "Tag der Vernichtung"

Der 1. FC Saarbrücken spielt am kommenden Samstag mal wieder gegen den FC 08 Homburg, bestens bekannt als Tabellenzweiter, ehemaliger Bundesligist und Erzrivale der Blau-Schwarzen. Was den einen willkommene Abwechslung, gewünschte Attraktivitätssteigerung und endlich ein "richtiges Derby" in der Oberliga Südwest, gebietet Verband, Vereine und Polizei Vorsicht.

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Erstmals machte sich die erhöhte Aufmerksamkeit für dieses Spiel in Form einer Vorverlegung bemerkbar: anstelle von 14:30 Uhr wird der Anpfiff schon um 13:30 Uhr erfolgen. Durchsucht man Pressemeldungen und Vorberichte, wird diese Zeit einfach als Faktum genannt, keinesfalls sucht man aber nach einer Begründung für diese Verlegung. Argumentiert man von Seiten der Ordnungshüter, bleibt nur die logische Schlussfolgerung, dass man aufgrund der Sicherheitsbedenken diese Anstoßzeit gewählt hat. Es ist Winter, die Sonne geht früher unter und im Schutze der Dunkelheit haben Hooligans und gewaltbereite Fans ein leichtes Spiel gegenüber der Polizei. Außerdem besteht aufgrund der ungewohnten Anstoßzeit die Möglichkeit, dass einige dieser Zeitgenossen garnicht erst aufkreuzen.

Merken Sie (der Leser) etwas?


Gerade haben wir uns einiger Stereotypen bedient. Natürlich ist das nicht unsere Meinung, aber wir wollen damit einige Fragen bezüglich der Verlegung des Spiels und den Sicherheitsmaßnahmen im Allgemeinen aufwerfen: Warum muss dieses Spiel bereits um 16:15 Uhr beendet sein, wo der Sonnenuntergang erst um ca. 16:50 Uhr beginnt und die Dämmerung erst gegen 18 Uhr eintritt? Weshalb wird den Menschen, die auch an Samstagen arbeiten müssen zusätzlich der Besuch des Fußballspiels erschwert? Ginge man nach der Argumentation, dass somit einer kleinen Zahl von "Randalierern" Einhalt geboten werden, so kann man zur Gegenargumentation die Saarbrücker Zeitung vom 12.04.2008 zur Hand nehmen, in der Jörg Rodenbüsch folgenden interessanten Satz äußerte:

"Da haben Zwölf-, 13-Jährige versucht, die Barrikaden anzuzünden. Die haben das als Spaß-Happening gesehen, eine spontane Aktion."

Entgegen aller Erwartungen werden die meisten saarländischen Schulen am kommenden Samstag nicht geöffnet sein. Auch dieser mögliche Hintergrund für die Verlegung erübrigt sich. Dem FCS hilft dies alles nicht, er wird wohl zu dieser unorthodoxen Anstoßzeit auf einige Einnahmen derer verzichten müssen, die zu einer gewohnten Fußballzeit wie 15 Uhr wohl ins Stadion gefunden hätten.

Es wäre vermessen, allein aufgrund dieser Einschränkungen beim wichtigsten Heimspiel der Hinrunde die Geschehnisse vom 05.04.2008 zu relativieren. Ob es dann wirklich hilft, wenn man diesmal im Vorfeld die Sicherheitsmaßnahmen beschwört, die beim letzten Aufeinandertreffen offenbar nicht denjenigen Einhalt gebieten konnten, die mithilfe von Baustellengegenständen "Barrikaden errichteten", darf bezweifelt werden. So wirkt es fast schon erzwungen, wenn der Leiter der Zentralstelle Szenekundige Beamte, Frank Schmelczyrsch, gegenüber der SZ folgende Erkenntnisse präsentiert:

"In einem Internetforum hatten sich 600 Leute gemeldet, um beim ,Tag der Vernichtung' dabei zu sein (...) dazu muss man aber sagen, dass sich die FCS-Fans in dieser Saison bislang sehr ordentlich benommen haben."

Dass auf einer Social-Network-Seite wie dem populären wer-kennt-wen ein angekündigter "Tag der Vernichtung" eine Wertschätzung erhält, spricht für sich. Selbiges tut warscheinlich auch der Name, bei dem man sich eher an eine Weltuntergangssekte, als an ein Fußballspiel erinnert.

Neben all diesem medialen Hype, der den Genuss am wichtigsten Fußballspiel der Hinrunde etwas würzt, aber auch gehörig versalzen kann, darf man eine, entscheidende Sache eigentlich nicht vergessen: das Ergebnis ist a) unabhängig vom Randgeschehen und b) noch ausstehend.

Der FCS wird dabei aus dem Vollen schöpfen können und tritt auf dem Papier, wie erwartet, als Favorit an: neun aufeinander folgende Siege und die alleinige Tabellenführung fünf Punkte vor Homburg sprechen eine mehr als deutliche Sprache, beim letzten Heimspiel wurde mit dem 8:1-Kantersieg über den zweiten Verfolger Pirmasens ein mehr als deutliches Ausrufezeichen gesetzt.
Auf der Gegenseite wartet mit Homburg eine Überraschungstüte auf den FCS, trainiert vom ehemaligen B-Jugendtrainer Jens Kiefer, gespickt mit einer Reihe ehemaliger FCSler, von denen zuletzt Michael Petri, Wladimir Otto und auch Jungtalent Fabio di Dio Parlapoco mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machten. Ein Handicap für die Homburger könnte jedoch die dieswöchige Doppelbelastung darstellen: man musste im Pokal nach Auersmacher und drehte das Spiel nach einem 0:2-Rückstand noch zum 3:2-Sieg.

Wenn man sich dies alles vor Augen hält, kann man sich eigentlich nur noch eines Wünschen: dass man am Ende genug Zeit hat, das Derby am "Tag der Vernichtung" in vollen Zügen zu genießen.

Links:

- Vorbericht FCS-Homepage
- Rote Karte für alle Homburger und Saarbrücker Hooligans (Saarbrücker Zeitung)

Dienstag, November 11, 2008

FCS-Zitat der Woche (15)

Es ist mal wieder Zeit geworden für ein FCS-Zitat der Woche, wobei diesmal anstelle großer Ausführungen oder gar dem Aufzeigen von Widersprüchen eigentlich nur eines bleibt: Zustimmung.

Strohmann

Vor einigen Tagen erschien auf der sonst als Gerüchteküche geschätzten Seite Transfermarkt.de ein Interview mit Gregory Strohmann, dem Neuzugang im Sturm der Blau-Schwarzen, der nach seiner Verletzung zuletzt ein Zwangsdasein am Rande des Spielfelds führen musste. In diesem Gespräch erfährt man Interessantes über den Werdegang des 29-Jährigen, der vier Jahre im US-Collage-Fußball verbrachte, um dann zurück nach Deutschland zu wechseln. Zum "Zitat der Woche" hat es aber eine Passage geschafft, in der Strohmann seine direkte Einschätzung des Saarbrücker Umfelds darstellt:

Das Saarbrücker Publikum ist ein sehr kritisches. Gerade zu Saisonbeginn hat man gemerkt, dass eine Unzufriedenheit aufgrund der letzten Jahre vorhanden war. Durch unsere Leistungen und unser Auftreten konnten wir schon etwas Vertrauen für unsere neue Mannschaft zurück gewinnen. Im letzten Heimspiel gegen Pirmasens (8:1-Sieg) gab es teilweise sogar Standing Ovations von den Rängen, das ist ein geiles Gefühl. Das Publikum würdigt also auch gute Leistungen entsprechend.


Zu diesen Worten bleibt mir eigentlich nur ein Kommentar:
Respekt, Gregory Strohmann! Erst im Sommer gekommen, aber schon das Prinzip Saarbrücken (nicht zu verwechseln mit dem "Modell Saarbrücken") verstanden. Das hat leider nicht jeder Fußballer in der Vergangenheit.

Quelle:

- Interview mit G. Strohmann (transfermarkt.de)

Montag, November 10, 2008

Mettlach - einer ging über den Jordan, oder halt die Saar

Es ist ein gewöhnlicher Samstagnachmittag an einem nicht gerade gewöhnlichen Tag in Mettlach, zu einem Anlass, der vor ein paar Jahren selbst für die FCS-Fans ungewohnt gewesen wäre. Der 1. FC Saarbrücken, ehemals Bundesligist, gastiert im Stadion am Schwimmbad, Heimat des SV Mettlach, der im Jahr zuvor aus der Verbandsliga Saar aufstieg.

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Mettlach, ehemals beschaulich und ruhig, an der Saar gelegen, als wäre eine weltberühmte Keramikfabrik einfach nur die nette Zugabe zum Stadtbild, hat sich gewandelt. Ich bewege mich durch frisch renovierte Straßen, Franzosen, Holländer, Engländer und gar Japaner tragen schwere Taschen, ganze Einkaufskolonnen warten auf einen klimatisierten Reisebus. "Factory Outlet" behaupten die Schilder, ein Touristenbüro soll es auch noch geben. Bin ich noch im Saarland oder schon in einer Touristenfalle am Rheim? Die Saar gibt Gewissheit, nur die Zeiten ändern sich.

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Die Touristeninformation suche ich vergeblich, das örtliche Gotteshaus wäre sicherlich eine schöne Sehenswürdigkeit und das zurzeit stattfindende Ritterfest oder ein Flohmarkt besuchenswert, aber mich zieht es an die gefährliche Strömung der Saar, dort wo bereits ein Polizeischiff patroulliert. Hier bahnt sich etwas an, was den Wirtschaftsstandort Mettlach bedroht.

Mettlach 007

Ein Schiff aus Saarbrücken läuft ein. Mittlerweile hat die Polizei ihren Aktionsradius bis zum Ufer der Mettlacher Anlegestelle erweitert. Mehrere Kastenwägren wollten den Kahn empfangen, auf dem Fahnen geschwenkt werden, eine "Humba" angestimmt wird und Botschaften an die Oberligamannschaften aus Pirmasens und Homburg gesendet werden. Schaulustige warten an einem kleinen Vorsprung, der oberhalb der Anlegestelle beste Sicht auf das Wasserspektakel bietet. "Kniet nieder, Ihr Bauern, Saarbrücken ist zu Gast", hallt es, während bei den Touristen Verwirrung zurückbleibt. Die Einheimischen ließen sich nicht blicken.

Link: Mettlach 022



Vorbei an sporadisch auftauchenden Polizisten, Insignien der lokalen Industrie, einem kleinen Bahnhof, obskuren Werbeplakaten zu Discoabenden (80er) und Relikten aus Zeiten roter Aschenplätze geht es Richtung Stadion am Schwimmbad. Dort lauern Absperrungen, Parkplätze, Menschenmassen und Biertische. Es sind noch Karten vorhanden! Ich passiere den engen Eingang und lese mir das Stadionheft, das als "Kucker" einer Raubkopie des fast gleichnamigen Sportmagazins ähnelt, durch. Lokalkolorit.

Mettlach 018

Ohne Kontrolle ziehe ich weiter über betonierte Stehtraversen. Schade, wo ich eigentlich zuvor sämtliche Taschen geleert hatte! Dort, wo in einem "Stadion" die Haupttribüne die Anlage zieren würde, hat Mettlach graue Steinmassen. Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt hat den Sport noch nicht erreicht. Ein klares Defizit an Kultur, Förderung und Entwicklung von Strategien zur Bindung der Jugend an soziales Engagement und Verantwortung.

Das Spiel beginnt, während der Stadionsprecher euphorisch "Hells Bells" von AC/DC auflegt und von 3.000 Zuschauern schwärmt. Später wird in der Presse zu lesen sein, dass in Wirklichkeit 3.700 Zuschauer das Stadion am Schwimmbad sprengten. So kommt es, dass auf den Stehrängen Stau herrscht, die geringe Auslaufzone nach hinten dem menschlichen Kreislauf so zusetzt, dass einige Zuschauer ungeniert durch den Maschendrahtzaun urinieren müssen. So stellt sich der Bolzplatzromantiker also den Oberligaalltag vor! Ein Drahtseilakt auf Wasser.

Das Spiel beginnt, die gewohnten Choräle sind ob der gestiegenen Menschenmasse akustisch gut vernehmbar, während auf dem Platz der FCS hinten zwar schwimmt, vorne aber trifft. Den Anfang macht Petry nach einem Zuspiel von Rozgonyi, später darf Nazif Hajdarovic seinen Kopf hinhalten. Dies wird nach dem Spiel wohl auch noch der Mettlacher Torwart Paulus müssen, der keinen guten Tag erwischt hat.

Mettlach 020

In der zweiten Halbzeit habe ich meinen angestammten Platz verloren, hart ist der Kampf um eine Sichtgelegenheit im Rund, wenn die Zuschauerzahl unklar, die Abwehr schwimmend, bei den meisten Zuschauern jetzt auch der Pegel der Schifffahrer erreicht und die Gedanken schon bei Homburg sind. Fast beiläufig erfahre ich vom Anschlusstreffer der Lokalmatadoren, der wesentlich geringer gefeiert wird, als die darauffolgenden drei Treffer nach Standards (Mozain, Rozgonyi, Petry) für den Saarbrücker Gast.

Es bleiben folgenschwere Erkenntnisse einer (hoffentlich) einmaligen Angelegenheit, nämlich des Spiels in Mettlach. Eine Stadt auf der Suche nach ihrer Identität hat es trotz größtmöglicher Vorlagen seitens der Gäste und einer düsteren Vorgeschichte (remember Saarlandpokal) nicht geschafft, Dieter Ferners Mannschaft über den Jordan gehen zu lassen. Ein Schiff auf der Saar reicht schon und Homburg wartet.

Donnerstag, November 06, 2008

Erstmal Metthalten, dann lachen

Der 1. FC Saarbrücken kennt im November 2008 genau zwei Themen: die Schiffsfahrt nach Mettlach (die aufgrund einer Stripperin und eines Artikels in einer Boulevardzeitung nochmal an Bekanntheit gewonnen hat) und das Spiel gegen Homburg. Homburg hier, Homburg da, Einbrüche in das Waldstadion nebst Graffiti hier, spannende Tabellensituation da. Und doch muss das altdahergebrachte Argument derer Agnostiker, die den FCH nicht als ebenbürtige Gegner anerkennen, herhalten:

Sie sind es einfach (noch) nicht wert!

Wirft der geneigte FCSBlogleser einen Blick in den Spielplan oder die Zeitung, wird er feststellen, dass noch ein Spiel in Mettlach bevorsteht (und dass ein Schiff die Saar entlang dorthinschippert, mit Stripperin etc.). Hat man nun diesen Fakt erst einmal begriffen, gibt es zumeist zwei Wege, die man eingschlagen will: entweder die bedingungslos-konsequente Weiterverfolgung der Homburgvorfreude oder eine gute Portion Skepsis. Wir wollen den Mittelweg zeigen und nebenbei noch den Gegner vorstellen.

Der SV Mettlach ist nach mehrjähriger Abstinenz 2008 in die Oberliga Südwest zurückgekehrt, was eigentlich genug der Warnungen und mahnenden Worte sein sollte. In der Verbandsliga Saar gehörten die Mettlacher vor jeder Spielzeit zu den Topfavoriten auf den Aufstieg und landeten am Ende der Saison meist unter den Top 5. Mit der Oberliga ist man bislang noch nicht wirklich warm geworden, der letzte Sieg liegt schon über einen Monat zurück, woran auch die Ex-Saarbrücker Helmut Hürter und Tobias Rott nichts ändern konnte. Letzterer stand bislang allerdings erst einmal zwischen den Pfosten des SVM, bei der achtbaren 0:1-Niederlage in Pirmasens.

Mit der Rückkehr ins Stadion am Schwimmbad eng verbunden ist natürlich auch der Gedanke an die letztjährige Pokalschmach des FCS. Auf den letztjährigen Siegtorschützen Kammer wird man verzichten müssen (ganz im Gegensatz zu den obligatorisch hohen Eintrittspreisen der Oberliga Südwest), was jedoch auch nach den zuletzt gezeigten Leistungen kein Freibrief für den FCS sein darf. Auch vor einem Jahr sog die Spannung vor dem Duell gegen den FC Homburg jegliche Energie in sich auf, sodass nach einem fulminanten Auftakt in der Liga spätestens das Duell im Waldstadion einen merklichen Einbruch auslöste, was sich in sinkender Leistungsbereitschaft zeigte.

Sollte dem FCH gegen Mayen ein Patzer unterlaufen, würde es sich sogar doppelt lohnen: dass man im Fernduell mithalten will. Auch in der Position des Verfolgten.

Links:

- Offizielle Seite SV Mettlach
- Vorbericht FCS-Homepage

Dienstag, November 04, 2008

Auswärtsfahrten (3)

Auswaerts3

Diesmal mit besonders flacher Witzgarantie!

Sonntag, November 02, 2008

Da weitergemacht, wo aufgehört wurde

Um eines vorweg zu nehmen: wer nach den Ergebnissen der Jahre 2006 (4:1) und 2007 (6:1) nur einen 8:1-Sieg über Pirmasens in diesem Jahr als einzig richtige Schlussfolgerung zog, den hätte man vor dem Spiel wohl "Kassandra" oder "Spinner" genannt. Jeder kann sich mal irren.

Für mich begann dieses Spiel recht ungewohnt vor den Eingangstoren der Gegengerade mit ca. 30 Heften des neuen Fanzines "Leuchtturm", die ich dann verzweifelt an den Mann bringen wollte. Im Stile des Marktschreiers hob ich unser gedrucktes Heftchen in die Höhe und brachte so doch mehr Ausgaben an den Mann, als ich es vorher erwartet hätte. Schließlich kannten die meisten Zuschauer unser Heft nicht, was unsere Annahme unterstrich, dass sich nur ein geringer Teil des FCS-Mikrokosmos über das geliebt-gescholtene Internet erstreckt. Immerhin machten wir dann auch noch die Saarbrücker Zeitung auf uns aufmerksam und schafften es, nach diesem einen Abend den Ausverkauf zu vermelden. Das Vorspiel konnte man schonmal als gelungen verbuchen.

Nachdem die reservierten Ausgaben und die Einnahmen schnell noch verstaut wurden, hetzte ich schnell ins Stadion, um noch den Anpfiff zu erleben: 4.100 Zuschauer, Flutlicht, ein erstmals in dieser Saison mit Menschen besetzter Gästeblock, in dem man zudem eine ordentliche Anzahl von Fahnen und Transparenten erblickte und volle Konzentration auf der Heimseite. Was wünscht man sich mehr, wenn man bedenkt, dass man nur in der fünften Liga spielt?

Das Spiel gegen den Tabellendritten aus Pirmasens (mit dem derzeit besten Torjäger der Liga) begann dann alles andere als erwartet: der FCS verlegte die "starke zweite Halbzeit" der letzten Spiele um eine Halbzeit nach vorne. Schon in den ersten Minuten begann der FCS mit dem munteren Preisschießen , wurde aber "erst" nach sieben Minuten von Manuel Zeitz mit dem 1:0 belohnt. Das 2:0 besorgte dann Nico Weißmann nach knapp 18 Minuten mit einem trockenen Flachschuss gegen seinen Ex-Verein. Müßig an dieser Stelle die zwischenzeitlich vergebenen FCS-Chancen einzeln aufzuführen. Zu nennen wäre höchstens, dass zwischenzeitlich auch "die Klub" aus Pirmasens zur ersten Chance kam, die aber sehr an Nazif Hajdarovic beim Spiel gegen Köllerbach erinnerte.

Dieser sorgte nach knapp 35 Minuten dann für die Erlösung von seiner Torflaute und gleichzeitig für den Halbzeitstand: 3:0. Ein typisches Tor des Mittelstürmers, der einfach mal wieder zum richtigen Augenblick kurz vor der gegnerischen Torlinie wartete und einschob. Pirmasens hatte jegliche Fassung verloren, löste die Abwehr auf und lud zum Tag des offenen Tores ein.

Eines sollte dann doch mit der üblichen FCS-Taktik an diesem Tag übereinstimmen: trotz einer starken ersten Hälfte kam man dennoch in den Genuss blau-schwarzen Galafußballs in Halbzeit 2. Hajdarovic durfte genau da weitermachen, wo er vor der Pause aufgehört hatte und erhöhte nach 55 Minuten auf mittlerweile 4:0, was wohl selbst die Hartgesottensten in dieser Form kaum erwartet hätten. Jetzt hätte man andererseits aber auch nicht erwartet, dass der FK Pirmasens, der sich in dieser Form vorführen ließ, als erstes Team die Ehre haben dürfte, in der Saison 2008/2009 Enver Marina im heimischen Ludwigspark zu bezwingen. Nicht die Hintermannschaft des FCS erntete Pfiffe der Stadionzuschauer für diese kleine Unkonzentriertheit, sondern die Gastmannschaft für die Dreistigkeit, an solch einem Abend der "Weißen Weste" einen kleinen Fleck zuzuführen.
Es brauchte aber nur vier Minuten für das 5:1, das Manuel Zeitz per Kopf markieren durfte. Der Ludwigspark erlebte inzwischen eine Gänsehautatmosphäre, die man wohl lange vermisst hat, anders kann man sich nicht erklären, dass selbst F-Block und Tribüne nun laut mitsangen. Bis zu den letzten zehn Minuten sollte sich der Torbestand nicht mehr ändern, aber dann durfte noch einmal jeder: erst der eingewechselte Stelletta, dann erneut Nazif Hajdarovic und zu guter Letzt Sammer Mozain, der den Abend komplettierte.

Dieses Spiel dürfte eine große Signalwirkung in Richtung Homburg haben, die als nächster direkter Verfolger in zwei Wochen den Ludwigspark betreten müssen. Ein 1. FC Saarbrücken wird in dieser Form als klarer Favorit in die nächsten Spiele gehen, muss nun aber aufpassen: nicht jede Mannschaft wird versuchen, spielerisch dagegenzuhalten, sondern einfach ein Abwehrbollwerk errichten, womit der FCS noch seine Probleme hat. Nicht jede Mannschaft wird dermaßen schlecht auf den Außenpositionen besetzt sein, sodass die FCS-Flügelzange greift. Und keiner Mannschaft wird der FCS respektlos gegenübertreten können.
Jetzt gilt es in den kommenden Spielen dort weiterzumachen, wo man Freitagabend aufgehört hatte und nicht so lustlos aufzutreten, wie es nach dem letzten Kantersieg über Pirmasens der Fall war.