Samstag, Juli 05, 2008

Ein Plädoyer gegen Seriosität

Die Rehabitilation des FCS in die Kreise der "Vereine, über die man spricht" mutet als Sisyphusarbeit an: immer dann, wenn man sich einmal in die Medien gebracht hat, ist es eine desolate Leistung der ersten Mannschaft, verbunden mit dem dritten Abstieg in Folge, der zum letzten Aufflackern des FCS in den Medien vor dem Tod des einstigen Stars des Saarfußballs führt. Und wieder einmal berichtet die Presse lieber über den zwanzigsten Neuzugang in Elversberg oder einen weiteren Mietnachlass für das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern als ein Sterbenswörtchen über die Blau-Schwarzen zu verlieren.

Der einzig wirksame Gegenschlag, der dem FCS wieder die mediale Vormachtstellung bescheren kann, besteht in der Abschaffung jeglicher Seriosität. Raus mit Ernsthaftigkeit, weg mit einem guten Image, ja zu Skandalen und Skandälchen, Klatschseiten und Tagesgespräch!




Das Erfolgsgeheimnis ständiger Medienpräsenz liegt in zwei klitzekleinen Punkten, die keinesfalls zu vernachlässigen sind:

1. Verwirre alle (auch die eigenen Fans/Mitarbeiter) mit falschen/sich ändernden Angaben!


Wirklich schwierig ist die Durchführung dieser Devise nicht. Man kann Gerüchte über mögliche Testspiele gegen Dortmund oder Mönchengladbach streuen (eine offizielle Meldung verstärkt den Effekt), um kurze Zeit später das Thema wieder unter dem Mantel des Schweigens verschwinden zu lassen. Kleinigkeiten, wie die Ankündigung einer neuen Homepage mit topaktuellen Features, machen von sich reden! Auch wenn die Umsetzung noch ewig auf sich warten lässt. Und ein gewünschter Stadionneubau gehört schon fest zum Inventar solcher Meldungen, dass man sie nur mit einem Augenzwinkern aussprechen muss, um auf Seite 1 zu landen...

2. Neues Personal ist immer ein Anlass für eine Pressemitteilung.

Man muss auch mal den Mut haben und sich von Leuten trennen, die seit Jahren dem Verein in guten wie schlechten Zeiten die Treue gehalten haben. Vor allem bietet sich hier die Möglichkeit unliebsamen und illoyalen Mitarbeitern "Adieu!" zu sagen.
Die wahre Kunst besteht jedoch in der Art und Weise personeller Veränderungen. Was einige "schlechten Stil" nennen würden, ist es, wenn der betreffende Mitarbeiter seine Demission über die Presse oder das Internet erfährt. In Wirklichkeit bedeutet dies kostenlose PR und mit Sicherheit einige Zeitungsartikel, die den Bekanntheitsgrad des Vereins wieder aufsteigen lassen.
Lassen Sie sich nur Zeit! Wenn schon eine Einigung mit einem neuen Mitarbeiter kurz davor ist, in trockenen Tüchern zu liegen: wenden sie Punkt 1.) an und machen die Kehrtwende! Lassen Sie sich nicht von Spottausdrücken wie "Zweite Wahl" oder "Unprofessionalität" einschüchtern: hier verbirgt sich die beste Werbung, die man mit Unseriosität erreichen kann!

Was nützt das Image als "Karnevalsverein" à la FSV Mainz 05, wenn man es richtig machen kann und sich mit allerlei Ereignissen außerhalb des Sportplatzes vor Langweiler wie Elversberg oder Homburg drängeln kann? Der FCS ist auf einem guten Wege, sich wieder zu etablieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhard Klimmt hatte schon bei der 100-Jahresfeier des FCS in der Saarlandhalle recht, als er sagte, dass Titel und Erfolge im Abonnement doch nie den selben Charme haben können, wie das stete Auf und Ab einer turbulenten Achterbahnfahrt. Mit Seriosität fährt man allerhöchstens Kinderkarussell.

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