Donnerstag, November 29, 2007

Alle dasselbe

Würde ich diesen Beitrag mit einer dieser gängigen Floskeln wie "Wir erinnern uns noch genau daran..." oder "Es ist fast so, als wäre es gestern gewesen..." einleiten, so belöge ich nicht nur die Leser dieser Worte, sondern auch mich selbst. Tatsächlich sind nicht nur fast die fünf Monate, die uns von dem 2:2-Unentschieden in Neunkirchen trennen, es ist so viel mehr, was den Abstand zwischen dieser Zeit und dem jetzigen Moment vergrößert hat.
Die Hinrunde wurde mit der ersten Heimniederlage der Saison faktisch abgeschlossen und somit kann die Halbzeitbilanz gezogen werden. Was in Neunkirchen noch etwas holprig und jugendlich ungestüm aussah, war für eine gewisse Zeit das Erfolgsrezept des 1. FC Saarbrücken. Spielerisch unbegabtere Mannschaften ergaben sich der Einsatzfreude einer überwiegend jugendlichen Mannschaft, welche mehr Presse und Anhängerschaft als die Konkurrenz schwindelig spielte. Andere Mannschaften liefen dem FCS blind ins Messer und die Blau-Schwarzen setzten sich in der Aufstiegsregion fest. Einen Bruch erlitt der Saarbrücker Saisonverlauf am 14.09.2007, als beim lang erwarteten Kräftemessen in Homburg nur ein 1:1 herausgespielt wurde und in der darauf folgenden Woche das Heimspiel gegen Trier auch nicht der gewünschte Sieg heraussprang. Die erste Saisonniederlage gegen die überragende Mainzer Reserve war die logische Konsequenz. Die Kritik am Duo Krüger/Loos wuchs, da man gegen die direkte Konkurrenz patzte. Es hieß, der FCS könne nur gegen die "Kleinen" gewinnen. Während die Spielweise der "jungen Wilden" zu Saisonbeginn noch als positiv erfrischrend und frech empfunden wurde, traten nun negative Aspekte wie Überheblichkeit und mangelnde Selbstkritikfähigkeit ans Licht. Die Rotation brachte nicht den gewünschten Heilungseffekt und somit schlug die anfängliche Begeisterung des Umfelds (wie so oft in den vergangenen Jahren) in Entsetzen um. Der FCS steht wieder einmal vor seiner größten Herausforderung: der Bewältigung des eigenen Anspruchsdenkens.

In Neunkirchen sieht die Situation nach Ablauf der Hinrunde ähnlich unruhig aus. Zu Saisonbeginn hätten wohl nur wenige gedacht, dass die Borussia ein Wörtchen bei der Vergabe der vier Aufstiegsplätze mitreden würde, da die Mittel der Borussia erschöpft schienen. Man hat sich jedoch im Laufe der Hinrunde bis auf den fünften Tabellenplatz vordrängeln können und steht dort nun seit dem zwölften Spieltag fast ununterbrochen. Doch auch in der Hüttenstadt kam man fast nie zur Ruhe. Seit Monaten schweben die Gerüchte einer Fusion mit Elversberg wie dunkle Wolken über Neunkirchen und auch die Wechselgerüchte um Ex-FCS-Torwart Enver Marina, welcher vor allem mit Mainz 05 in Verbindung gebracht wird, gaben Anlass zur Spekulation. Im Tor der Schwarz-Weißen steht seit einigen Spielen übrigens eben nicht mehr jener Marina sondern Frank Schmidt. Zuletzt war es eine schmerzliche Niederlage gegen Bad Kreuznach, welche die Niederlage des FCS zumindest in der Tabelle ein wenig relativierte und erneute Kritik am nicht ganz unumstrittenen Trainer Günter Erhardt entfachte. Hier fällt vor allem ins Auge, dass Neunkirchen bisher nur gegen Mannschaften gewinnen konnte, welche unter dem siebten Tabellenplatz anzutreffen sind.

Nun treffen beide saarländischen Mannschaften aufeinander. Für den FCS wird dieses Spiel zur Schicksalspartie, da man mit einem Sieg den Abstand auf die nichtaufstiegsberechtigten Ränge wieder vergrößern könnte. Vor allem wäre es wieder einmal Balsam für die angeschlagene blau-schwarze Seele, die in den letzten Wochen zum Leiden verdammt war. Wichtig wäre es, wenn wenigstens noch einmal vor der Winterpause im heimischen Ludwigspark auf völlig nutzlose Pfeiforgien oder "XY RAUS!"-Rufe verzichtet wird und die Mannschaft bei ihrer Aufgabe unterstützt wird. Im Grunde wollen wir alle (notorische FCS-Hasser ausgenommen) doch alle nur dasselbe: einen Sieg gegen Neunkirchen, ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit in der Tabelle und einen FCS, der in der kommenden Saison in der Regionalliga spielt.

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