Mittwoch, September 12, 2007

FCS-Zitat der Woche (11)

Es gibt wohl keinen besseren Anlass für die Wiederbelebung des FCS-Zitats der Woche als ein bevorstehendes, richtungsweisendes Derby zweier Vereine, die zuletzt vor acht Jahren gegeneinander antraten. Niemandem muss man hierbei erklären, dass es sich um das lang erwartete Duell zwischen dem FC 08 Homburg und unserem 1. FC Saarbrücken handelt. Da ein solches Spiel weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus Aufmerksamkeit erregt, fallen schon im Vorfeld naturgemäß dutzende von Aussagen. Vieles davon ist Standartvokabular, einiges langweilig und nur wenige Perlen wirklich beachtenswert. Und genau ein Zitat zum Thema "Derbycharakter" hat es zum FCS-Zitat der Woche geschafft, auch wenn es vom Trainer des FCH stammt.

Wir sind es ja gewohnt, dass in Zeiten medialer Fülle selbst vor einem Oberligaspiel ein reichhaltiges Angebot an Meinungen zur Verbreitung bereit steht. Das Sahnehäubchen stellt dabei immer der Part dar, an dem die Trainer zum Interview gebeten werden. Trotz vielseitiger Möglichkeiten klingen diese Statements (was hat dieser Anglizismus in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen!) leider oftmals monoton und scheinen griffbereit in der Schublade zu liegen, sodass der betreffende Journalist leichtes Spiel bei der Fertigstellung des Endprodukts hat. Insgeheim stelle ich mir das so vor, wie das Aufeinandersetzen von Bauklötzchen.
Ein wenig abwechslung bringt es da, wenn man die Verantwortlichen in einem Verein zu ihrer Gemütslage bezüglich eines Derbys befragt, welches nicht grundlos zu verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen geführt hat. Auf sr-online.de findet sich unter der Überschrift "Es ist ein Spiel, kein Krieg" einen Artikel von Patrick Reitler, welcher sich mit der Brisanz des Spiels Homburg - Saarbrücken beschäftigt und neben Michael Krüger und Wolfgang Loos auch Gerd Warken zu Wort kommen lässt. Bei vielen Aufrufen zu einem "Fußball-Event", das "freundschaftlich" und fair ablaufen soll, schwingt auch die Angst vor gewalttätigen Auseinandersetzungen in dem Artikel mit. Eine Aussage von Gerd Warken sticht dabei jedoch heraus:

"Ich weiß, es ist ein frommer Wunsch, aber ich wünsche mir, dass (...) es (...) keine Hassgesänge gibt."
- Gerd Warken (Trainer FC 08 Homburg)


Es ist wirklich ein mehr als frommer, aber gleichzeitig unerfüllbarer Wunsch, dass mit einem Schlag ausgerechnet beim mit Spannung erwarteten Derby des Jahres beide Fanlager katholischer als der Papst werden und auf die "Hassgesänge" verzichten. Immerhin werde diese schon seit Wochen in Abwesenheit des jeweiligen Lokalrivalen bei eigenen Spielen in voller Lautstärke gesungen. Von Unglückswünschen über Niveaulosigkeiten bis hin zu recht banalen Auswüchsen ist in dieser Gattung fast alles vertreten. Und um an die eigene Ehrlichkeit zu appellieren: was wäre schon ein Saarderby ohne eine gesunde Portion Rivalität, Abneigung und Hasstiraden (körperliche Gewalt einmal ausgenommen)?

Die Antwort, die man auf Warkens Wunsch bezüglich des Verzichts auf Hassgesänge geben muss, ist alt und dennoch zeitlos. Es ist die Äußerung des langjährigen Liverpool-Trainers Bill Shankly zur Sunday Times aus dem Jahre 1981, die schon mehr als oft zitiert wurde und in diesem Fall wieder seine Anwendung findet:

"Einige Leute halten Fußball für einen Kampf um Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich versichere Ihnen, dass es viel ernster ist!"

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